Von mit Meerwasser geheizten Bürgersteigen…
Erst einmal vorweg – so kalt ist es gar nicht in Tromsö. Im Winter herrschen dort Temperaturen um die – 5 C °. Verantwortlich dafür ist der Golfstrom. Direkt am Meer gelegen, ungefähr 500 km südlich vor dem Nordkap, profitiert die Stadt also von der „Wärmepumpe“ Nordeuropas. Tromsö beansprucht gleich drei Superlative für sich. Hier findet man: die nördlichste Universität, die nördlichste Brauerei und schließlich die nördlichste Kathedrale der Welt! Na schön, diese drei Superlative kann man auch im Sommer erleben.
Was gibt es denn nun hier im Winter besonderes zu sehen? Das will ich ihnen sagen. Sind sie schon einmal auf Bürgersteigen flaniert, die im Winter mit Meerwasser „geheizt“ werden? Haben sie schon einmal 300 Huskys auf einer einzigen Farm erlebt? Haben sie schon einmal einen Hundeschlitten selbst gelenkt? Oder waren sie schon einmal nahezu auf Augenhöhe mit Orcas, die um diese Jahreszeit neugierig neben dem Boot auftauchen und fröhlich für Freizeitfotografen posieren? Nicht? Dann wird es allerhöchste Zeit, im Winter nach Tromsö zu reisen.
… Polarlichtern …
Von allen Erlebnissen im winterlichen Norden hat mich das Polarlicht am meisten begeistert! Begleitet von einem erfahrenen „Nordlicht-Guide“, haben wir die besten Aussichtspunkte für dieses Spektakel mit dem Bus regelrecht erfahren oder sind mit einem Katamaran hinaus aufs Meer geschippert. Das Polarlicht verzaubert jeden. Und zwar immer wieder aufs Neue. Der Moment, wenn dieses wabernde Farbspektakel in grün, gelb, blau und violett den Himmel regelrecht explodieren lässt. Was für ein mystischer Anblick, wenn sich der Lichterzauber im Mondlicht auf dem Meer widerspiegelt, im Hintergrund die mächtigen Schatten der Lyngenalpen zu sehen sind und die Lichter der Stadt in der Ferne blinken. Das werden sie nie wieder in ihrem Leben vergessen!
… und einer Seilbahn.
Genau so schön ist der Aus- und Anblick, wenn man mit der Seilbahn hinauf auf den Storesteinen fährt, den Hausberg von Tromsö. Er liegt 421 m über dem Meeresspiegel und ungefähr drei Kilometer von der Innenstadt entfernt. Entweder läuft man zu Fuß, über die große Brücke, oder man nimmt den Bus in den Stadtteil Tromsdalen. Hier befindet sich die Talstation der Seilbahn „Fjellheisen“. Ca. 20 Euro zahlt man für die Auf- und Abfahrt und wird mit einem phantastischen Fernblick belohnt. Die Letzte Bahn fährt im Winter um 23 Uhr hinab. Genug Zeit also, um auch von hier oben die Polarlichter gut beobachten zu können.
Alpen und Wintersonne
Ein ganz anderes Farbenspiel kann man beobachten, wenn man morgens durch die die bis zu 1800 Meter hohen Lyngenalpen fährt. In zarten Pastelltönen schummelt sich, hinter blauen Gletschern und umgeben von violettem Morgenlicht, die erste Wintersonne hervor. Ganz Norwegen feiert es, wenn im Januar das erste Mal (seit Anfang November), die Sonne für wenige Minuten am Himmel zu sehen ist. Im Januar beginnt es hier gegen 9 Uhr hell zu werden. Ungefähr zwischen 10 und 14 Uhr kann man von Tageslicht sprechen. Danach wird es rasch wieder dunkel. Ab dem Tag, an dem es die Sonne für einige Minuten schafft über die Berge zu schauen, bleibt es ungefähr jeden Tag 6 Minuten länger hell. Übrigens habe ich seinerzeit in Tromsö das erste Mal in meinem Leben die Mitternachtssonne fotografiert, nun also auch die erste Wintersonne! Und noch ein Geschenk hat uns die Natur hier beschert. Während der Fahrt durch die Lyngenalpen haben wir Elche gesehen. Sie lagerten direkt am Straßenrand, ganz gemütlich und in voller Pracht und Größe.
Für Adrenalin-Junkies
Wovon ich unbedingt noch berichten muss ist das Erlebnis Motorschlittenfahrt! Gut eingepackt in einen Thermoanzug, fährt man im Konvoi und in Begleitung von erfahrenen Guides, direkt hinein in die Polarlandschaft. Durch den Wald, bergauf und bergab und über tief verschneite Ebenen. Immer der Spur des Vordermanns folgend. Nach halber Strecke wechseln Fahrer und Beifahrer die Position. Unterwegs gibt es heißen Tee oder heiße Schokolade zum Aufwärmen und mit einem zünftigen Fischeintopf wird anschließend im Camp der Hunger gestillt.
Was ist denn nun schöner? Winter oder Sommer in Norwegen?
I
Ob sie es glauben oder nicht, ich liebe den Winter jetzt genauso wie den Sommer! Wie wäre es, wenn sie das nächste Mal einfach mitkommen nach Tromsö? Es gibt noch viel zu entdecken.
Ihre Claudia Stülzebach
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