Vom öffentlichen Raum zur privaten Entspannungsoase
Ursprünglich diente die Sauna den Finnen als öffentlicher Raum, der zum Kommunizieren, aber auch für bedeutende Lebensereignisse wie Geburten und Abschiede genutzt wurde. Die Zahl der ‚Schwitzkammern‘ im Land ist beeindruckend – mit 2 bis 3 Millionen Saunen könnten theoretisch alle 5,4 Millionen Finnen gleichzeitig eine besuchen.
Fast jedes Haus, jede Ferienwohnung und sogar manche 1-Zimmer Wohnungen in Helsinki sind mit einer eigenen Sauna ausgestattet. Es wird gegrillt, gefeiert, entspannt und wer Lust hat, setzt sich zwischendurch in die Sauna, die sowieso angefeuert ist.
Die ungeschriebenen Regeln und Bräuche der finnischen Saunatradition
Zu acht machen wir uns -aktuell noch warm eingepackt- auf den Weg zur Seesauna. Sie liegt knapp 10 Minuten Fußweg von der Hotellobby entfernt mitten in der schneereichen Winterlandschaft.
Während wir laufen, kommen schon die ersten Fragen und ich wappne mich für erstaunte Gesichter, als ich zu erzählen beginne.
Nein, es gibt keinen Ruheraum.
Sie werden keine Sanduhr in der Sauna finden.
Handtücher? Nee, die nutzen die Finnen nur außerhalb der Sauna.
Uff, das deutsche Saunabild bröckelt so langsam, aber alle sind neugierig. Die Finnen haben die Sauna schließlich erfunden, also wer sollte die wahre Saunaetikette besser kennen als die Erfinder?
Übrigens, wussten Sie, dass „Sauna“ das einzige finnische Wort ist, das international bekannt ist und in andere Sprachen aufgenommen wurde?
„Wie viel Zeit haben wir denn zwischen den Saunagängen?“ fragt ein Gast. Ich schmunzle und antworte „So viel, wie Sie wollen. Achten Sie auf Ihr Körpergefühl. Wenn Sie fünf Minuten in die Sauna gehen, sich ins Eisbad wagen und dann schnell wieder in die Sauna möchten, spricht nichts dagegen. Es gibt hier keine Uhr, weder eine Wand- noch eine Sanduhr. Hören Sie auf Ihren Körper und machen Sie wonach Sie sich fühlen.“
Angekommen erkläre ich kurz die Sicherheitsregeln, die ich an dieser Stelle aber weglasse – sie sind wirklich erst vor Ort spannend 😊.
„Haben Sie alle an Ihre Badebekleidung gedacht?“ erinnere ich meine Gäste. „Die Sauna am See ist eine gemischte Sauna. Nachdem Sie in getrennten Umkleidekabinen die warmen Jacken ablegen, treffen Sie sich in der Sauna wieder.“
Wer sich dem Saunagenuss nackt hingeben möchte, der hat in Finnland z.B. im Schwimmbad die Möglichkeit dazu, wenn die Saunen nach Geschlechtern getrennt sind. Bei einem privaten Saunatreff geht man entweder nacheinander, oder, wer sich gut kennt, geht auch gemeinsam ohne Badebekleidung. „In der Sauna tauen die Finnen auf.“ Im wahrsten Sinne des Wortes…Sie führen während des gesamten Saunagangs lebhafte Gespräche. Lavendel- oder Thymianaufgüsse, Körperpeeling oder Vogelgezwitscher finden Sie eher selten. Für die Finnen steht auch der Gesundheitsfaktor nicht im Vordergrund.
Eine Empfehlung für den traditionellen Saunaaufguss
Ich gebe Ihnen noch einen Tipp mit. Zu einem Aufguss, den die Finnen selbst machen, gehören immer 3 Kellen:
Die erste Kelle für denjenigen, der die Sauna gebaut hat, die zweite Kelle für denjenigen, der sie beheizt hat und die dritte Kelle für den Saunaelfen. Und wehendem die wird vergessen. Da wird der Elf ungestüm.
Nun bleibt mir nichts weiter, als Ihnen viel Freude bei Ihrem originalen Saunaerlebnis in Finnland zu wünschen. Es wird einmalig, da bin ich mir sicher.
Und meine Gäste sind auch alle mit einem Strahlen (und einem nur leicht verzerrten Gesicht) aus dem Eisbad gestiegen. Es ist einen Versuch wert, glauben Sie es mir 😉
„Jos ei viina, terva ja sauna auta, niin sitten kaivetaan hauta.“ („Wenn Schnaps, Teer und Sauna nicht helfen, dann ist die Krankheit tödlich.“) Finnisches Sprichwort
Ihre Isabell Ronsöhr
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