Silvester in Dětenice – ein Fest wie anno dazumal

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Feuerspucker, Bauchtanz, Buffet & privates Feuerwerk. Erleben Sie ein Mittelalterfest wie vor 500 Jahren – Gänsehaut garantiert!

Horst von vianova

Ich glaube ja nicht wirklich an Gespuke und Geister und so Zeug. Aber als wir auf Schloss Dětenice in Böhmen waren, hatte ich doch ein bisschen Gänsehaut. Das Gemäuer von 1587 ist heute ein Mittelalterhotel mit Brauerei, Schenke und ganz viel Ambiente…

Die Tür der Schenke schlägt hinter uns zu. An den alten Steinmauern des Gewölbes flackern Kerzen in eisernen Wandhaltern. Der Raum ist erfüllt von Gelächter und dem Duft von gebratenem Fleisch. Mmm. Eine Schankmagd mit zerzaustem Haar beugt sich zu uns, ihr Lächeln verschmitzt. „Willkommen in Dětenice. Heute Nacht gibt es kein Zurück“, raunt sie – dann setzt die Musik ein.

Mittelalterliche Feier mit Feuer, Tanz und Musik

Wir nehmen auf der Holzbank an einer der Tafeln Platz. Weil würziger Met nicht so mein Lieblingsgetränk ist, lasse ich mir auf Zuruf vom Wirt gleich mal einen Humpen dunkles „Liebesbier“ zapfen. Wer weiß, vielleicht stimmt die Legende mit den aphrodisierenden Zutaten ja.  Scherz beiseite. Mir gefällt das richtig gut hier. Keine glitzernden Ballkleider, keinen strengen Ablauf, kein edles Fine Dining. Stattdessen Feuerschein, Musikanten, tanzende Dirnen und ein großes, wildes Fest. Also genau mein Ding.

Ein dumpfer Trommelschlag durchdringt den Raum, gefolgt von dem scharfen Klang einer Laute. Die Musikanten haben sich auf einer kleinen Empore postiert, der Sänger erhebt seine Stimme, rau und kräftig. Ein Feuerspucker tritt in die Mitte des Saals, hebt seine brennende Fackel – und im nächsten Moment schießen meterhohe Flammen in die Luft. Für einen Augenblick sieht es aus, als würde das ganze Gewölbe in Feuer getaucht.

Die Schankmagd lacht, stößt mir spielerisch den Ellenbogen in die Seite. „Wart’s ab, das war erst der Anfang.“ Autsch.

Direkt neben mir tanzen zwei Dirnen auf einem der Holztische, ihre Röcke wirbeln durch die Luft, ihre bloßen Füße trommeln im Takt auf das Holz. Krüge krachen aneinander, Gelächter mischt sich mit der Musik. Während die Tänzerinnen den Saal in den Bann ziehen, bewegt sich eine dunkle Gestalt fast lautlos durch die Menge. Der Schlangenkünstler. Ich sehe, wie sich ein lebendiger Schatten um seinen Arm windet, dann gleitet das Tier langsam über seine Schultern.

„Magst du sie mal anfassen?“ Seine Stimme ist so ruhig, als würde er über das Wetter sprechen. Die Schlange hebt den Kopf, ihre Zunge zuckt in der Luft. Ich schüttle lachend den Kopf und konzentriere mich lieber auf das Essen.

Ein Festmahl wie zu Königszeiten

Das mittelalterliche Buffet ist eine riesige Tafel, beladen mit kalten Vorspeisen, frischen Salaten, gegrilltem und geräuchertem Fleisch, Obst, Gemüse, hausgemachten Desserts, Dressings und Soßen. Ich schnappe mir einen Teller und lasse ihn sich füllen – ein Stück saftiges Grillfleisch, dazu etwas von dem rustikalen Brot und eine großzügige Kelle von der kräftigen Soße.

Gerade als ich mir noch einen Löffel der cremigen Nachspeise gönnen will, beugt sich die kecke Schankmagd wieder zu mir. Ihr Lächeln ist verschwunden, ihre Stimme nur noch ein Flüstern.

„Hörst du das?“

Ich halte inne. „Was denn?“

Sie nickt in Richtung der dunklen Mauern. „Die Stimmen der verbrannten Hexen.“

Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Die Fackeln flackern, als wäre ein Luftzug durch den Saal gezogen. Nur Einbildung? Oder doch mehr?

Mitternacht im Schloss – ein Feuerwerk für die Ewigkeit

Die Tür öffnet sich, und kalte Nachtluft strömt herein. Es hat tatsächlich ein bisschen geschneit heute Abend. Wir treten hinaus in den Schlosspark, wo bereits der Sekt bereitsteht. Ein leises Klingen, ein Murmeln, dann heben sich die ersten Gläser.

Um Punkt 12 explodieren goldene Kaskaden über den alten Mauern. Das private Feuerwerk taucht das Schloss für einen Moment in magisches Licht, spiegelt sich in den Fenstern, wirft Schatten auf die Steinwände. Kein Gedränge. Kein Großstadtlärm. Herrlich. Frohes Neues!

Zurück in der warmen Schenke riecht es wieder nach Gewürzen und Rauch. Der Mitternachtssnack wird serviert: Linsen mit geräuchertem Fleisch. „Man sagt, wer die Linsen isst, dem geht das Geld nie aus“, informiert mich die Schankmagd mit einem Zwinkern. Ich nehme einen Löffel. Sicher ist sicher. Als wir später in unsere Kammern zurückkehren, umfängt uns die Stille des alten Schlosses. Ich schließe die Tür, lasse mich ins Bett sinken und schließe die Augen. Dann – ein Flüstern. Ganz leise, kaum hörbar. Ich halte den Atem an, lausche. Vielleicht war es nur der Wind. Vielleicht aber auch nicht.

Silvester in Dětenice ist kein gewöhnlicher Jahreswechsel – es ist eine Zeitreise in eine längst vergangene Epoche. Zwischen flackernden Fackeln, schallender Musik und schaurigen Geschichten erwacht die Vergangenheit zum Leben. Das Fest klingt aus, das Feuerwerk ist verklungen, doch die Eindrücke bleiben. Wer einmal hier gefeiert hat, wird die Atmosphäre so schnell nicht vergessen. Und wer weiß – vielleicht flüstern die Mauern des Schlosses noch lange nach Mitternacht ihre geheimnisvollen Geschichten …

Ihr Horst Born

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