Wie aus dem Bilderbuch
Die Insel im Nordatlantik begrüßt mich mit klarem Himmel und strahlendem Sonnenschein. So sehe ich bereits aus dem Flugzeugfenster die abwechslungsreiche Landschaft und komme aus dem Staunen nicht heraus. Nach der Ankunft am Flughafen Keflavik führt mich mein Weg in Richtung der Hauptstadt Reykjavik. Ich fahre durch eine Mondlandschaft, geformt durch alte Lava. Im Hintergrund türmen sich schneebedeckte Berge auf. Hier und da sehe ich weißen Dampf aufsteigen und ich freue mich darauf, dieses Land kennen zulernen..
Insel aus Feuer
Wo zeigt sich das heiße Island am besten? Ich möchte eine Vorstellung davon bekommen, was es heißt, eine Vulkaninsel zu besuchen und fahre in ein Hochtemperaturgebiet. In der Ferne sehe ich schneebedeckte Berge, vor mir kocht die Erde und es stinkt nach faulen Eiern. Aufsteigende Gase erzeugen diesen speziellen Duft und in größeren und kleineren Erdlöchern blubbert heißes Wasser. Plötzlich zischt eine riesige Wasserfontäne in den blauen Himmel und ich zucke zusammen. Das habe ich nicht kommen sehen. Ich laufe näher heran, stelle mich an die trockene Seite des Geysirs Strokkur und warte. Es dauert nur ein paar Minuten bis ich sehe, wie sich der nächste Ausbruch mit einer türkisblauen Wasserblase ankündigt.
… und Wasser …
Und wo ist das Eis der Insel? Der nächste Tag beginnt erneut mit strahlendem Sonnenschein und ich fahre gen Osten. Schon von weitem sehe ich die riesigen Eisflächen auf den Vulkanbergen glänzen. Doch die Gletscher müssen warten, denn unmittelbar vor mir erscheint eine schroffe Felswand, von der ein Wasserfall herabstürzt. Ich erahne die unvorstellbare Dimension bereits aus einiger Entfernung, als ich die davorstehenden Menschen als kleine Punkte sehe. Beeindruckt laufe ich immer weiter auf den Seljalandsfoss zu und bleibe kurz vor ihm stehen. Überwältigt und mit Gänsehaut kann ich meinen Blick nicht von dem Wasservorhang abwenden. Dort wo die Gischt auf den Felsen trifft, haben sich abstrakte Eisformationen gebildet, dazwischen fällt das Wasser wie ein weicher Schleier. Ich verweile lange an diesem schönen Ort und bin berührt von der Schönheit, die die Natur hier erschaffen hat.
Auf der Ringstraße führt mich mein Weg nun weiter nach Osten. Plötzlich wandelt sich das Wetter und es beginnt zu schneien. Das Wetter auf Island ist unvorhersehbar und kann sich innerhalb von Minuten ändern. Der Gletscher muss bis morgen warten, zuerst möchte ich noch einen weiteren markanten Wasserfall besuchen, egal wie ungemütlich das Wetter ist. Als ich nach wenigen Kilometern den Skógafoss erreiche, zeigt sich schon wieder die Sonne. Die Sonnenstrahlen zaubern einen zarten Regenbogen im Flussbett vor dem Wasserfall und ich fühle mich ganz überwältigt von der großartigen Landschaft.
… und Eis …
Am nächsten Tag plane ich meinen Ausflug zum Sólheimajökull, einer Gletscherzunge des großen Gletschers Mýrdalsjökull. Vorbei am Vulkan Eyjafjallajökull geht die Fahrt weiter nach Osten. Ich will den Gletscher auf einer Wanderung kennenlernen und hoffe, dass es nicht allzu abenteuerlich wird. Auf dem Besucherparkplatz treffe ich meinen Guide und erhalte meine Expeditionsausrüstung: Gurt, Eispickel, Helm und Steigeisen sind ein Muss auf einer Gletscherwanderung.
Wir spazieren entlang des Flussbetts und sehen nach
einer Wegbiegung den Sólheimajökull vor uns liegen. Schwarz und weiß gestreift wie ein Zebra türmen sich die Eismassen am Ende der Lagune auf. Es ist die einhundertjährige Asche eines Vulkanausbruchs die für den eindrücklichen Kontrast zum weiß von Schnee und Eis sorgt, erfahre ich. Hier liegen also Feuer und Eis direkt beisammen. Die Ausrüstung wird angelegt und durch Eistürme und Aschehaufen geht es hinauf auf das Eisfeld. Auf dem Gletscher angekommen eröffnet sich mir ein atemberaubender Blick und ich fühle mich ganz winzig, wie ich hier in Eis und Schnee, inmitten von türkisblauen Gletscherspalten auf die Lagune blicke.
Dieses Erlebnis werde ich für immer in Erinnerung behalten und ich bin mir sicher, ich komme wieder.
Ihre Claudia Aschmoneit
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